Kidical Mass in Steglitz-Zehlendorf – Straßen sind für alle da!

Die Kidical Mass 2024 startet am kommenden Sonnabend, den 21. September um 13 Uhr in Steglitz-Zehlendorf am Harry-Bresslau-Platz (hinter dem Boulevard Berlin). Dieses Mal wird diese Fahrraddemo für Kinder vom Netzwerk Fahrradfreundliches Steglitz-Zehlendorf organisiert.

Steglitz-Zehlendorf – dieser Bezirk ist so 1970er! – leidet unter einer denkbar miserablen Fahrradinfrastruktur – nicht nur, aber vor allem für Kinder. Viele Hauptstraßen besitzen überhaupt keine Radwege, manche lediglich sogenannte Schutzstreifen mit zweifelhafter Schutzfunktion. Für Kinder heißt das: Lebensgefahr. Denn laut StVO dürfen sie ab dem 10. Geburtstag nicht mehr auf dem Gehweg radeln. Ab dann erleben sie rechts die achtlos geöffnete Autotür, links die Nichteinhaltung des gesetzlichen Sicherheitsabstands beim Überholen (1,5 m) und das gerne bei überhöhter Geschwindigkeit. Das macht nicht nur Kindern Angst.

Im Durchschnitt stirbt in Deutschland jede Woche ein Kind im Straßenverkehr. Mehr als 500 erleiden teils schwere Verletzungen. Die seelischen Traumatisierungen durch solche Unfälle sind noch nicht berücksichtigt. Erst eine sichere Radweginfrastruktur wäre eine enorme Verbesserung dieser unsäglichen Situation.  

Es gibt Anlässe genug, darüber nachzudenken, was uns die Schulwegsicherheit und die sichere Mobilität unserer Kinder eigentlich wert sind. Die Liste der Versäumnisse ist lang: Zu viele Radwege hören plötzlich irgendwo auf und zu wenige Radwege sind physisch geschützt. Von lückenlosen Radnetzen können wir nur träumen. Und auf Radwege, die nicht nur einfach irgendwo aufhören, sondern meist dort, wo die Gefahr am größten ist, sollten wir unsere Kinder nicht schicken müssen. Wen wundert es da, dass sich Eltern entscheiden, ihre Kinder auf alle Wege, ob zur Schule, zum Sport oder Musikunterricht, mit dem Auto zu chauffieren?

Doch die Senatsverkehrsverwaltung Berlins übt sich in hohler Phrasendrescherei und streicht Radverkehrsanlagen, wo sie kann! Ist das Absicht?

Es erinnert an den absurden Slogan der Tabakindustrie: „Cool kids can wait!“ Bald seid ihr groß! Dann dürft ihr! Wirkliche Mobilität ist nur das Auto!

Es wird Zeit, dass endlich das geschieht, was in vielen Nachbarländern längst Normalität ist: Verkehrsflächen müssen neu verteilt und die autogerechte Stadt überwunden werden. Das Netzwerk begleitet die Kinder in Zehlendorf bei dieser Forderung. Und das Beste: gemeinsam mit Polizeischutz und Musik auf der Straße radeln, ändert spielend die Perspektive und macht Spaß!


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